Was haben wir hier in Deutschland nicht mittlerweile auf ungezählte Arten und Weisen unseren Kaffee zubereitet! Aufgeweckt wurden wir als Jugendliche noch mit folgender Geräuschkulisse: Radiomusik und die röchelnde und zischende Filterkaffeemaschine unserer Eltern in den Achtziger Jahren.
Chemex Coffeemaker – Yes, You Can
Es folgten in den Neunzigern umständliche Siebträgerespressomaschinen mit hinterhältigen Milchaufschäumern, die echten italienischen „Ex-presso“ (…) machen konnten. Danach kamen die sündteueren, laut dröhnenden Kaffeevollautomatenkisten. Später leisere, kleinere, grauenhafte „Kaffee“-Padmaschinen. Deren sog-artiger Vakuumverschluß sich manchmal nur noch mit dem Zahnseidetrick öffnen ließ.
Und heute? Heute kann selbst George Clooney nicht mehr darüber hinweglächeln, daß die derzeit angesagten Kapselmaschinen eine Umwelttodsünde sind und noch dazu der Kaffee horrend überteuert ist. Bislang gab es bei mir also alleine den French Press Kaffee. Nun konnte aber ein „Chemex Coffemaker“ sein Revival feiern und auch in meiner Küche seinen Einstand. Diese Kaffeezubereitung ist retro. Sie ist leise und langsam, ähnlich einem Teezeremoniell. Fast schon eher fürs Wochenende oder für den gemütlicheren Nachmittagskaffee geeignet. Oder für die, die sich morgens oder für eine bewußte Pause gerne Zeit nehmen wollen.
Erfinder des Chemex Coffeemakers: Dr. Peter Schlumbohm
Mal ehrlich: Hinter dem Namen „Chemex“ lässt sich für den Durchschnittsdeutschen allerhand gefährliches Chemiezeugs oder gar scharfe Reinigungsmittel vermuten. Der Erfinder des Chemex Coffeemakers, Dr. Peter Schlumbohm, war seines Zeichens aber studierter Chemiker. Er hatte viel Erfahrung mit Kolben, Extraktion und Experimenten, die er im erfolgreichen Chemex Coffemaker zusammenbrachte. Aber richtig attraktiv klingt der Markenname für den Filterkaffee für mich dennoch nicht. Das ist aber egal, weil: Er muss ja nur gut schmecken, nicht gut heißen. Gutheißen tue ich ihn aber schon, denn er schmeckt sehr fein.
Bekannt seit 80 Jahren
Der „Chemex Coffemaker“ ist weltweit nun seit 80 Jahren bekannt und erfolgreich und das nicht ohne Grund: Schlumbohm kombinierte seine berufliche Expertise aus dem Labor im Extrahieren mit der täglichen beobachteten offensichtlich unzulänglichen Filterkaffeezubereitung. Er erkannte, was an der alten Aufbrühmethode verbesserungsfähig war und setze es in die Tat um. Der aus Kiel nach Amerika ausgewanderte Erfinder meldete sein daraus entstandene Kaffeezubereitung-Patent 1939 in New York an.
James Bond liebt ihn
Und auch James Bond braute in „Liebesgüße aus Moskau“ seinen Kaffee schon im Chemex Coffeemaker und genoß zwei große Tassen davon schwarz, ohne Zucker. “It consisted of very strong coffee, from De Bry in New Oxford Street, brewed in an American Chemex, of which he drank two large cups. Black and without sugar (Ian Fleming, „Liebesgrüße aus Moskau“).
Und das Moma in New York
Die Optik des Chemex Coffeemakers erinnert dabei an eine Sanduhr. Auch, wenn mit Sicherheit der Erlenmeyer-Kolben das Vorbild war, wurde hier ein zeitloses Design erfunden, das im MoMa in New York in der Dauerausstellung steht. Kunst für zu Hause aus feuerbeständigem und spülmaschinenfestem Glas quasi. Die kleine Holzmanschette mit Lederbändchen dient als Griff zum Einschenken des heißen Gebräus und ist für‘s Spülen auch abnehmbar.
Und darum der bessere Geschmack
Die große Öffnung garantiert flächenmäßig gleichmäßigeres Verteilen des heißen Wassers, als mit einer normalen elektrischen Filterkaffeemaschine. Das Wasser hat durch das folgende „Aufblühen lassen“ zeitlich längeren Kontakt mit dem Kaffeepulver. Eine Rinne am Ausschank sorgt dafür, daß der Wasserdampf währenddessen entweichen kann. Der Chemex-Filter ist dicker als ein handelsüblicher Kaffeefilter und garantiert ein deutlich feineres Aroma, als mit der French Press und normalen Filterkaffeemaschinen. Durch diese Art des Aufbrühens entstehen keine Bitterstoffe und der Kaffee schmeckt feiner und süßer. Man sieht auch den Unterschiede: Im Chemex Coffemaker zubereiteter Kaffee hat eine hellere und rötlichere Farbe.
Zubereitung Chemex Coffee
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- Wasser kochen.
- Während dessen Filter falten (Spiegelbild falten, Runde Ecke zum großen falten, Spiegelbild falten, Dreilagenkante nach vorne einsetzen)
- Kanne inklusive Filter mit Wasser kurz Ausspülen. Das wärmt das Glas und spült den Filter vor.
- Kaffeepulver in den Filter geben – am besten frisch gemahlen, individuelle Menge selbst finden.
- Kaffeepulver mit wenig Wasser komplett überbrühen, aufblühen lassen, kurz warten.
- Wasser nach- und nach nachschütten, Füllmenge des Kaffees bis zur Markierung am Kannenbauch